Gut und schlecht

Oft denke ich, dass ich mein Studium nie absolviert hätte, wäre Facebook damals schon ein Thema gewesen. All die Ablenkungsmöglichkeiten des weltweiten Netzes, die mich doch oft gefangen halten – drum heisst es wohl Netz – es wäre undenkbar gewesen. Auch die Dissertation – viel Zeit ging für den finanzierenden Job drauf, das Kind war sowieso immer da, klein und hilfsbedürftig, das Stipendium war super und eine Ehre – aber: Mit Facebook?? Keine Chance.

Doch dann… ich sitze so hier, habe alles geschafft, möchte Neues schreiben, verzettel mich ab und an. Auf der anderen Seite google ich einen Begriff und kriegen eine Erklärung. Ich sitze hier und kann philosophische Sendungen zu praktisch jedem Thema auf Youtube finden. ich finde Literaturtipps, Hintergründe, Fakten und Theorien einfach auf Knopfdruck. Früher wäre ich dafür in die Bibliothek gerast, hätte Bücher gewälzt, Einträge verglichen, Kopien gemacht.

Ist das Internet des Teufels? Kann es sein. Aber: Es hat auch unglaublich viele Möglichkeiten eröffnet. Ab und an hätte ich sie mir gewünscht, ab und an bin ich froh, hatte ich sie nicht. Das Leben geht weiter. Das ist gut so. Jeder Wandel hat Gutes und Schlechtes. Das ist beim Bestehenden ebenso.

8 Kommentare zu „Gut und schlecht

  1. Liebe Sandra
    Ja – die direkte Kommunikation per Facebook oder Twitter kann immer ein Fluch oder Segen sein. Die Frage ist aus meiner Sicht: Wie nutzt du es für dich.
    Es gibt leider viele Menschen, die es für sich nutzen (sich zu präsentieren, was darzustellen) oder einfach Müll verbreiten.
    Die Kunst wird weiterhin sein – aus meiner Sicht, egal von welchem Medium – zu erkennen was sind wichtige (vielleicht auch richtige?) Informationen und was sind weniger wichtige (vielleicht auch falsche?) Informationen.
    Je grösser die Flut ist, desto schwieriger wird es sein, abzuschätzen oder gar zu bewerten. Was ich sehe ist leider – die Flut wird immer grösser. Damit wird es immer schwieriger, den Inhalt zu verifizieren und richtig zu deuten.
    Auf jeden Fall finde ich deine Gedanken immer sehr auf den Punkt gebracht – und nicht nur Information als solches. Und lese deinen Blog immer gerne weiter…
    Liebe Grüsse

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    1. Ich merke auf FB vor allem diese Negativtendenz. Alles, was nicht ins eigene Weltbild passt, wird bekritelt. Sei es Kant, sei es eine Zeichnung… man kriegt nur Spott und Häme. Die positiven Kommentare sind selten.

      Es geht mir nicht mal so sehr drum, dass ich sie kriegen müsste, ich frage mich nur immer mehr: Was reitet Menschen, ständig andere abwerten zu müssen?

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      1. Andere abzuwerten ist neben der eigenen Überbewertung und mangelnder Selbsttranszendenz ein Kriterium der Persönlichkeitsstörung, die man Narzissmus nennt. Hab ich grad gelernt, weil ich ein entsprechendes Buch rezensiert habe. Und FB kommt dem natürlich perfekt entgegen. Etwas davon haben wir alle in uns, aber viele auf FB sind, sagen wir mal, mindestens auf dem Weg dorthin. Da es überdies eine Zeiterscheinung ist, fällt es nicht mal so sehr auf….
        Inwiefern es ethisch gerechtfertigt ist, solche notorischen Abwerter weitermachen zu lassen oder sie einfach rauszuschmeißen, musst du aber selbst entscheiden, liebe Sandra…

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  2. Es ist eigentlich wie alles „Technische“: das, was man daraus macht. Das Netz / FB … E-Mail … sind da, auch wenn man nicht hinguckt (im Unterschied zum Baum im Wald ;-)). Also ist es eben nur eine Frage des Umgangs damit. Dazu braucht man ebenso (Selbst-) Disziplin wie bei (fast) allem. So what?

    Und negative Kommentare? Wenn man sich einer „wilden“ Öffentlichkeit aussetzt, sollte man auch ein entsprechend „dickes Fell“ haben und das, was einem nicht wichtig ist oder einen sogar herunter zieht, ignorieren können. Oder sich mit diesen Dingen, für die man keine negativen Kommentare haben möchte, vielleicht, weil sie einem zuviel bedeuten, eben für sich behalten oder nur mit Freunden teilen.

    Aber das weisst Du alles selbst – also: Nur Kopf hoch und (was ich Dir wünsche) etwas mehr Gelassenheit und vielleicht auch Selbstvertrauen. Die Methode mit dem Zettel am Spiegel im Bad, auf dem steht „Ich bin der/die Grösste / Beste / Schönste / Klügste …“, was man sich dann mindestens während der 5min Zähneputzen mantra-artig aufsagen kann… hab ich wohl schon mal empfohlen. Für den Fall, dass man von seiner Umwelt überwiegend „runter“ gezogen wird, kann man das Ausgangsniveau gar nicht hoch genug ansetzen. Und im entgegengesetzten Fall wird man schon irgendwann „oben“ anstossen 😉

    Wie sagte ein Kabarettist so schön: „Niveau sieht nur von unten wie Überheblichkeit aus.“ (oder so ähnlich)

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  3. Meine 10 Blogs, die ich besuche, genügen mir. Dazu noch diverse info-seiten, das ist schon genug. Ich verpulvere aber auch Zeit im netz, durchs schachspielen und youtube. Ich stehe aber dazu, nicht alles muss streng nach Sinnhaftigkeit ablaufen, dazu ist es „Leben“ und deshalb gehört Unvernünftigkeit dazu.

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