Was ess‘ ich bloss?

Da sitzt man, stellt ganz unbedarft – es ist grad Trend, man macht mal mit – sein Essen online. Nie hätte man gedacht, was ein einfaches Essensfoto auslösen könnte.

Du isst Leichenteile….DU bist Schuld am Leid aller Tiere auf dieser Welt.

Man ist nicht ganz abgebrüht, nimmt sich Kritik zu Herzen. Man schaut all die grausamen (!!!) Videos an, die einem präsentiert werden. Man sieht kleine Küken, die lebendig in Abfallsäcke entsorgt, Schweine, die lebendigen Leibs ins kochende Wasser geworfen werden, Rinder, die kaum Platz zum Stehen haben und Ferkelchen, welche auf Gitterrosten zusammengepfercht dahin vegetieren. Und man denkt sich:

Was bin ich für ein Unmensch!!!

Man entschliesst sich aus vollem Herzen: Ich esse kein Fleisch mehr. Man stellt das nächste Bild online. Denkt: Nun ist alles gut. Weit gefehlt:

Die armen Milchkühe, die armen Kälbchen, die armen Bienen – du bist an ihrer Ausbeutung schuld.

Man merkt: Vegetarier zu sein war kein guter Anfang, das war schlicht nichts, noch immer verantwortet man das Leid weltweit. Man versucht sich noch mit Rechtfertigungen wie:

Das ist Biokäse –  von Biokühen auf Biohöfen -, die fröhlich durchs Gras hüpften…

Hilft nichts. Nur vegan geht. Nicht für mich. Zumindest nicht generell. Aber man stellt mal ein veganes Rezept ein und denkt: Nun ist alles gut. Weit gefehlt. Denn die Antwort ist:

Warte doch mit dem Rezept, bis die Tomaten von selber reif vom Strauch fallen

Ich bin nahe dran, mir ein dickes, fettes Steak in die Pfanne zu hauen und allen eine lange Nase zu zeigen – würde ich mich nicht ganz wohl fühlen mit meiner Ernährung. Was mir aber immer wieder auffällt:

Ernährung ist schlimmer als jede Religion. Nirgends predigen und missionieren so viele Menschen, welche die Wahrheit zu kennen glauben.

14 Kommentare zu „Was ess‘ ich bloss?

  1. Ich finde neue Rezepte immer eine Bereicherung und auch auf der veganen Seite gibt es Leckeres, das ich regelmäßig koche, aber ich lasse mich ungerne zu irgendetwas zwingen, von niemandem, schon gar nicht unter moralischen Gesichtspunkten oder weil jemand den Tod von Tieren nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann.. So ist dann auch am Wochenende ein schönes saftigen Rumpsteak in der Pfanne gelandet, klar Bio und für stolze 15 Euro pro Scheibchen, aber ich schmecke das auch und würdige es! Nur das zählt für mich 😉

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    1. Ich esse aktuell kein Fleisch. Das ist ok für mich. Aktuell. Ich war 14 Jahre Vegetarier, danach genussvoller Fleischesser. Wichtig erscheint mir immer, zu wissen, was man isst, und es bewusst zu tun. Den Rest muss jeder mit sich selber ausmachen. Und ja: Man muss sich gewisse Dinge auch leisten können. Es motzt sich gut vor gefülltem Kühlschrank, wenn man nicht weiss, wie das Leben aussieht, wenn das Geld knapp wird.

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      1. Ändern kann man die falschen Produktionsmethoden nur über die eigene Auswahl, aber da stellen die meisten Menschen ihre Ohren auf Durchzug. Lieber esse ich nur 1-2 mal in der Woche Fleisch, dafür gutes, als jeden Tag medikamentenbelastetes Fleisch von gequälten Tieren. Es soll hier aber nicht der Verdacht aufkommen vegane Ernährung wäre besonders preiswert. Ist sie nicht, wenn man auch da Wert auf Qualität legt. Jeder gibt sein Geld anders aus. Ich gehe nicht in Lokale, ins Kino, rauche nicht, trinke meist nur Wasser, habe nicht die Begeisterung mir jeden Monat etwas Neues zum Anziehen zu kaufen, besitze kein Smartphone und ich teile mir ein Fahrzeug mit meiner Frau, aber auf mein Essen lege ich großes Augenmerk.

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    1. Die absolut perfekte Korrektheit muss man nicht nur erkennen können, man muss sie sich auch leisten können. Das ignorieren viele der Prediger.

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  2. Ich bin ziemlich weit weg von bewusster Ernährung und kaufe auch entsprechend mit kürzerer Zeit ein. In der Kantine wähle ich meist ein vegetarisches Gericht, wenn es schmackhaft aussieht. In selteren Fällen Fleisch. Eine Wissenschaft habe ich nie daraus gemacht.

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  3. Verstehe einige der Kommentare nicht. Ich bin seit etwa 25 Jahren Vegetarier (und zwar ausschließlich aus ethischen Gründen), seit etwa 5 Jahren versuche ich mich vegan zu ernähren. Ich habe noch nie irgendwen missionieren wollen, ich muss mir aber auch nichts vorwerfen lassen. Ich erfahre bei gemeinsamen Mahlzeiten in letzter Zeit des öfteren so eine Stimmung, als müsste ich mich schämen, weil ich quasi anderen den Appetit verderbe.
    Da pfeife ich doch drauf.
    Für mich ist es ganz einfach: Meine Katze streicheln …. und ein Ferkel schlachten und essen? Das kann einfach nicht stimmen. (Von Perversitäten wie Massentierhaltung und Groteskzüchtungen mal ganz abgesehen).

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    1. Ich las sehr oft sehr abwertende und verachtende Kommentare von Veganern. Ich verstehe die ethische Komponente, sie ist hauptsächlich ausschlaggebend für meine Entscheidung gegen Fleisch (auch wenn ich schon vorher bewusst einkaufte). Trotzdem würde es mir nicht in den Sinn kommen, Menschen eine Ernährung vorschreiben zu wollen. Ich denke nicht, dass vegane Ernährung unserer biologischen Bestimmung entspricht (von Biologen weiss ich, dass dem in der Tat nicht so ist). Problematisch sind in meinen Augen nicht die tierischen Nahrungsmittel sondern die Produktion derselben. Die können wir aber wohl kaum ändern – Verzicht ist noch das einzige Mittel, das zieht, da dann der Profit für die Industrie ausbliebe. Aber soweit wird es nie kommen.

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  4. Ich lebe seit zwei Jahren vegan. Und ich informiere auch auf meinem Blog über die tierethischen Aspekte, die hinter dieser Entscheidung stehen. Man könnte das jetzt negativ als „missionieren“ bezeichnen, sofern man das unter negativen Gesichtspunkten betrachten möchte.
    Persönlich halte ich von gegenseitigem Gebashe nichts. Weil es nichts bringt. Und noch weniger bringen Trotzreaktionen. So schlechte Erfahrungen man mit manch einem Veganer auch macht, so gibt es solche Beispiele auch auf der Gegenseite. (So könnte ich hier auch so einige Beispiele aufführen von Menschen, die sich fast schon wie Fleischfanatiker verhalten und dabei sogar noch weit unter die Gütellinie gehen. Und die Begründung derjenige habe mal schlechte Erfahrungen gemacht, kann hier dann auch nicht ständig als Begründung herhalten.)
    Egal wie man sich ernährt, man sollte in erster Linie hinter seinen Entscheidungen stehen können. Und wenn man den einen oder anderen Aspekt nicht vollends für richtig hält, dann sollte man das halt noch einmal hinterfragen, bis man sein Handeln mit seinen Überzeugungen gleich setzen kann.

    Lg

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  5. Ich habe (obwohl ich Fleisch esse und das auch nicht geheim halte) selten von Veganern etwas Vorwurfsvolles auf meinem Blog gelesen.
    Trotzdem kann ich dein Gefühl verstehen, dass dir dein Nicht-Veganismus vorgehalten wird… Als hätten Nicht-Veganer nur noch nicht genügend über die Problematik nachgedacht. Dabei habe ich sehr lange nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen: Das Problem ist nicht was, sondern wie! Und dieses problematische „wie“ gilt für Schweine- und Hühnerhaltung, aber auch für Bananen- und Himbeeranzucht und -transport in der ganzen weiten Welt! Die menschliche Maßlosigkeit steckt in vielen Produkten, egal ob tierisch oder pflanzlich.
    Ich versuche jetzt lediglich, nach bestem Gewissen für mich selbst zu leben und lasse andere das auch tun 🙂
    Das einzige, was mich jetzt noch aufregt ist, wenn Veganer oder andere meine Bienenzucht als Tierquälerei bezeichnen, weil die armen Tiere so viel arbeiten müssen und ich sie dann nicht mal schwärmen lasse. Da kommt es mir manchmal so vor, als hätten manche Leute überhaupt keine Ahnung von den Dingen, die sie da befürworten! (Schwärmen lassen tötet das Volk heutzutage!)
    Mit den meisten Veganern, Vegetariern und sonstigen Idealisten verstehe ich mich aber gut 🙂

    Liebe Grüße!

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    1. Ich sehe es genau wie du: Das „Wie“ ist entscheidend. Ich habe als Kind viel Zeit auf dem Bauernhof verbracht, da auch zugesehen, wie Tiere direkt vor Ort geschlachtet wurden. Es war natürlich und es hätte keine kürzeren Wege gegeben. Ich kannte die Kühe und Schweine da, besuchte sie täglich. Es war eine andere Geschichte als das, was heute in Mastbetrieben passiert.

      Dasselbe gilt für Obst und Gemüse durchaus auch. Ich gebe zu, dass ich nicht immer nur regional und saisonal koche, da mir in gewissen Zeiten die Auswahl fehlt und ich für meine indischen Gerichte gerne zum Inder im Ort gehe und seine Produkte kaufe. Ich behaupte aber, dass 80% meiner Einkäufe bewusst regional und auch saisonal sind. Das gilt auch für die Milchprodukte.

      Bienenzucht finde ich toll – hätte mich auch mal interessiert.

      Liebe Grüsse zu dir!

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      1. Ich hatte geahnt, dass du schon näher an dem Thema dran warst. Die Schlachtung auf einem Bauernhof, wo die Tiere nicht als Produkt gesehen werden sondern mit zum Leben gehören ist grundverschieden von den gigantischen Mastbetrieben, welche mit Medikamenten nachhelfen und nur gesetzliche Mindestanforderungen erfüllen (die dann nur falsch sein können). Es war auch gut für mich Schmerz zu empfinden wenn ein Tier geschlachtet wurde, um mir den Respekt vor den Tieren einzuimpfen. Ich sehen nie nur Ware in der Auslage und weiß wie gutes Fleisch aussieht wenn es natürlich groß gezogen wurde. Imkerei finde ich nicht nur sehr interessant, es ist ungeheuer wichtig für unsere gesamte Ernährung!

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