Erweichen Schreckensbilder Herzen von Ignoranten?

Egal welche Onlinezeitung ich anklicke, mir springt das Bild eines kleinen toten Jungen ins Auge, der mit dem Gesicht voran im Wasser liegt. Mein erster Impuls ist: Mir wird schlecht. Mein zweiter: Ich will das nicht sehen. Der dritte: Das hat das Kind nicht verdient, für Klickraten und Sensationsgeilheit instrumentalisiert zu werden.

Ich höre Stimmen, diese Bilder seien wichtig, da sie wachrütteln sollen. Mit solchen Bildern sollen die Herzen derer erweicht werden, welche sich als besorgte Bürger gegen Flüchtlinge stellen, welche diese Flüchtlinge als Pack bezeichnen, ihre Unterkünfte anzünden. Glaubt wirklich jemand im Ernst, dass solche Menschen sich um ein solches Bild kümmern? Glaubt wirklich jemand allen Ernstes, dass die nun mit Tränen in den Augen vor dem Bildschirm oder der aufgeschlagenen Bildzeitung sitzen und Besserung geloben?

Die Flüchtlingsthematik ist seit Wochen Thema Nummer eins. Wir haben viele Bilder gesehen, wir haben von viel Schrecken gehört. Dass etwas getan werden muss, Hilfe nötig ist, sollte klar sein. Es bedarf sicher keines Bildes mehr, das zu belegen. Ich denke, solche Bilder bewirken eher das Gegenteil: Wir stumpfen ab.

Der Mensch erträgt nicht zu viel Leid, das kann er nicht verarbeiten. Wenn das Hirn überwältigt wird von Schmerz, setzt es seine Schwelle höher. Das sichert das Überleben. Das ist ein gut angelegter Mechanismus im Organismus – die Evolution lässt grüssen. Solche Bilder helfen also nicht, das Leid zu erkennen, sie helfen eher, sich davon nicht mehr so stark berühren zu lassen. Ob das hilft? Und: Was brauchen wir als nächstes?

Dieser kleine Junge hat in seinem Leben nichts anderes als Krieg erlebt. Nun ist er tot. Und selbst jetzt muss er noch herhalten für irgendwelche Interessen. Man benutzt sein Bild dazu, Klick- und Leseraten zu steigern. Man nutzt das Bild seiner Leiche dazu, die Sensationsgeilheit der Menschheit zu befriedigen. Mehr wird damit nicht passieren. Klar kann man nun sagen, dass das Bild zu Diskussionen führte. Ich habe sie geführt, ich schreibe hier darüber. Aber ich diskutierte schon vorher und schrieb auch schon vorher. Das taten auch all die, welche sich für das Thema interessieren und etwas bewirken wollen. Jeder auf seine Weise. Man hätte diesem kleinen Jungen seine Würde lassen können. Man hätte ihn nicht durch die Medien schleifen müssen. Das hat er nicht verdient, wie er sein ganzes Leben nicht verdient hat. Möge er nun an einem besseren Ort sein.

Ich aber bleibe dabei: Ich will diese Bilder nicht sehen. Weil ich sie nicht mehr loswerde. Und weil ich denke, dass sie nie als Zeichen der Menschlichkeit und Nächstenliebe verbreitet werden, sondern meist aus Eigennutz: Der eine hofft, das Bild des Jahres geschossen zu haben, der nächste, die meisten Klicks für seinen Artikel zu erhalten. Nur: Auch Tote haben eine Würde und die gilt es zu wahren. Das wurde bei dem kleinen Jungen sträflich vernachlässigt.

34 Kommentare zu „Erweichen Schreckensbilder Herzen von Ignoranten?

  1. Es ist furchtbar – zuerst das Bild, und dann – dass es so Medien mässig hochgetragen wird. Da sind schon tausende Flüchtlinge leider verloren gegangen. Es wäre schön, wenn das eine Bild hilft – aber tut es leider nicht. Denn noch nie haben die Bilder was bewirkt. Es wird höchstens wer ein Preis erhalten – aber das Leid bleibt.

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    1. Wie ich hörte, gab es schon Bilder, die bewegten (Vietnam..) – nur kann ich mir nicht vorstellen, dass es nur das Bild war, nicht die Berichterstattung und die Not, die offensichtlich ist/war. Zu viele Bilder im Kopf stumpfen ab, das ist hinlänglich bewiesen. Zwar erregen Bilder mehr Aufmerksamkeit als Texte, die Nachhaltigkeit ist aber eine andere. Die Bilder allein werden keine Meinungen ändern. Leider! Und ja: Das Leid bleibt. Und das darf nicht sein.

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  2. Opposition im Vietnamkrieg:

    Eine wichtige Rolle für die Verbreitung dieser Kriegsopposition spielten die unzensierten Fernsehberichte, die weltweit realistische Bilder der Kriegsgräuel und Leiden der Zivilbevölkerung Vietnams zeigten. Das brachte die öffentliche Meinung zum Vietnamkrieg zum kippen und die Kampfhandlungen wurden eingestellt.

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    1. Ich kenne die Bilder, bezweifle aber, dass es nur diese waren, die zum Umschwung führten. Und: Wir sind heute in einer anderen Zeit. Die Bilder- und Nachrichtenflut ist enorm gestiegen. Die Gefahr, abzustumpfen, ebenso. In die Waagschale geworfen werden muss immer noch die Würde des Menschen – die hört mit seinem Tod nicht auf. Solche Bilder kehren keinen Meinungen, die zielen (!) auf Wirkung. Man kann die Welt von 1972 nicht mit der von 2015 vergleichen.

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  3. Es ist manchmal wirklich traurig, dass nicht einmal solche Bilder manch ein Menschenherz erweichen können. Doch so wenig man solche Bilder sehen kann oder will, sie konfrontieren uns mit der Realität. Und die ist leider, dass jeden Tag aufs Neue Menschen sterben. Und es hier wiederum Menschen gibt, die sich nicht einen Deut dafür interessieren. Menschen, die sagen man solle doch erst an unser Wohl denken, bevor man an das eines kleinen Jungen denkt, der einen solch unwürdigen, doch vor allem sinnlosen Tod sterben musste.
    Ich kenne diese Ignoranz schon oft genug, wenn es um das Thema Tierschutz geht. Und es ist manchmal unfassbar wie gedankenlos sich manch ein Mensch verhält. „Ist ja nur ein Tier.“ „Ist ja nur ein Flüchtling.“ Beim Tier kann ich es noch verstehen, beim Menschen jedoch kein Stück.
    Niemand sollte so sterben müssen. Überhaupt sollte das alles nicht sein. Doch, auch wenn wir da nicht konform gehen mögen, Bilder, welche die Realität zeigen (die Gründe dahinter einmal ungeachtet) konfrontieren uns mit eben dieser und ermöglichen uns uns mit dem Thema auseinander zu setzen, zu handeln und Verantwortung zu übernehmen. Denn manchmal reichen Worte und gute Argumente leider nicht. (Denn, wenn es so wäre, würden wir in vielem anders handeln.)

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    1. Es gibt – so denke ich – einen grossen Unterschied zwischen „die Realität nicht sehen wollen“ und „solche Bilder nicht gut finden“. Der Realität müssen wir in die Augen schauen. Solche Bilder helfen dabei – so denke ich – nicht. Die Motive dahinter sind meistens eher eigennützig als mitfühlend und hilfsbereit.

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      1. Ein Beispiel: Viele sagen sie wollen Bilder geschundener Tiere nicht sehen. Was machen sie? Werden sie nicht damit konfrontiert, sehen nicht die Realität.machen viele weiter wie bisher. Denn sie müssen sich die Realität ja nicht ansehen.
        Ob mit diesen Bildern der Tod dieser Menschen verunglimpft wird, ob die Zeitungen dadurch ihre Auflage steigern, sind Teilaspekte, die am Wesentlichen vorbei gehen. Denn das Wesentliche ist, dass Menschen sterben und dass es Handlung bedarf.

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        1. Dass der Tod des Menschen verunglimpft wird, die Würde des Toten also mit Füssen getreten, ist ein Teilaspekt? Der Zweck heiligt die Mittel? In dem Punkt stimme ich nicht zu. Machiavelli sah es gleich, ich halte es eher mit Kant. Auch die Mittel selber müssen Moral und Ethik genügen. Nur dann sind sie legitim.

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          1. Nun ja, die Bilder zeigen die Realität. Das was gerade vor unseren Augen passiert. Die Frage wäre dann wie die Berichterstattungen folglich aussehen sollten?
            Ich sage nicht, dass es in Ordnung sein sollte den Tod anderer zu verunglimpfen. Nur, während wir hier darüber diskutieren, ob solche Bilder nun der Ethik entsprechen oder nicht, geschehen Dinge, die wirklich unsere Aufmerksamkeit und unser Handeln erfordern würden. Insofern ist die Kritik an solchen Bildern und den Motiven der Berichterstatter, dem entgegen, zweitrangig, ja.

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  4. Ich stimme dir zu. Leider lassen mich solche Bilder auch nicht mehr los. Aber ist es nicht gerade dann gut? Je mehr ich über die Situation und dir Schicksale der Flüchtlinge sehe, höre oder zum Teil auch fühle, möchte ich helfen. Menschen die nichts mehr haben, die kurz vor dem Tot standen, brauchen Hilfe. Ohne Bilder und Berichtserstattungen würde ich da anders drüber denken. Würde ich bestimmt nicht das Verlangen haben zu helfen.
    Das Bild des kleinen Jungen ging mir auch ziemlich nah und ich musste auch schlucken, aber sowas zeigt mir immer wieder wie hilflos diese Menschen sind.

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    1. Ich finde du hast es ziemlich treffend formuliert. Ohne die Berichterstattungen vor Ort würden sich viele wahrscheinlich nicht so damit beschäftigen. Es würde sie weniger berühren und es wäre leichter für sie das Thema von sich zu schieben. Die Bilder sind traurig. Doch wenn wir nicht hinsehen wollen, was dann? Wollen wir Berichterstattung mit Zensur um unsere Gemüter zu schonen?

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  5. Kein Mensch, der sich vorher schon nicht dafür interessiert hat, wird nach so einem Bild seine Meinung über Flüchtlinge ändern, oder andere Themen. Ich benötige keine Bilder dieser Art, um mich dieses Themas anzunehmen. Wenn ich selber im Zweifel bin, ob so etwas „Gutes“ bewirkt, versetze ich mich in die Situation der Betroffenen. Will ich, dass mein Kind, meine Familie, so in der Welt rumgereicht wird? Verstümmelt, verbrannt, mit entstelltem Gesicht, fehlenden Gliedmaßen? Dann weiß ich, dass es unwürdig ist, schamlos und menschenverachtend, und sogar gegen unsere Verfassung verstösst, wo die Menschenwürde unantastbar sein soll, es aber bei solchen Aktionen nicht mehr ist, und zwar weit über jedes gute Ziel hinaus. Nein, ich stimme Sandra voll zu. Solche Bilder sind kein Futter für Medien, und sind auch kein Bedürfnis für eine seriöse Berichterstattung, und das war es auch nicht in Vietnam, denn ich habe dieses Bild von damals auch heute noch vor Augen, und ich war gerade erst 7 Jahre alt. Daran sollte jeder denken, wenn er für diese Art Realismus plädiert. Danke fürs Lesen.

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      1. Hier wird davon gesprochen, dass eine derartige Berichterstattung unethisch sei. Ich empfinde es als unethisch nicht zu wollen, dass über ein solches Schicksal berichtet wird. Denn das bedeutet, dass der Tod dieses Kindes ohne Bedeutung wäre. Niemand würde sein Leid sehen, kein Politiker, ja, auch ihr würdet euch nicht damit auseinander setzen. Wir würden um sein Schicksal nicht einmal wissen.
        Wenn ein solches Bild daher bewirkt, dass sich die Politik oder die Bevölkerung hierzulande sich mehr engagiert oder dass ein anderes Kind weniger leiden muss, dann hatte das einen ethischen Sinn.

        Es ist davon die Rede, dass eine solche Berichterstattung unethisch sei. Doch was bedeutet es, wenn solche Bilder nicht gezeigt werden sollen? Doch im Endeffekt, dass man die Realität nicht sehen will. Dass man damit nicht konfrontiert werden will. Dass man die Umstände von sich weisen will. Ob das erstrebenswert ist wage ich ernsthaft zu bezweifeln.

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        1. Ich habe nie und nirgends Berichte über Leid als unethisch bezeichnet. Ich empfinde das Bild und dessen Verbreitung so. Diese Verbreitung, die viral ist, erachte ich als die Würde des Menschen mit Füssen tretend. Mittlerweile existieren Fotomontagen und „Kunstwerke“ mit dem toten Körper dieses kleinen Jungen. Wenn das Ethik ist, dann habe ich wohl etwas Grundlegendes an der Begriffsdefinition missverstanden. Was ich nicht glaube…

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          1. Ich empfinde es als unethisch dieses Bild nicht zu veröffentlichen. Die Gründe warum, habe ich bereits genannt.
            Davon abgesehen, kranke Spinner gibt es überall. Wenn es danach geht, dann dürfte man folglich überhaupt keine Bilder mehr veröffentlichen, denn diese könnten von jemandem verunglimpft werden.

            Diese Menschen, die ihre Kinder auf solche Weise verlieren interessiert es in erster Linie gewiss nicht ob ein solches Bild unserem ethischen Empfinden entspricht. Was diese Menschen interessiert ist, dass ihr Leid ein Ende hat. Und dass nicht noch mehr Kinder das gleiche Schicksal ereilt.

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          2. Du meinst also, der Vater findet es toll und sinnvoll, das Bild seines toten Jungen nun in xx Fotomontagen zu sehen? Das sehe ich anders. Meinungen dürfen verschieden sein, auch hier. Ich sage nicht, dass ich die absolute Wahrheit gepachtet habe, du?

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          3. Wir haben unterschiedliche Ansichten. Somit spreche ich von meiner Sichtweise. Und nochmal, für mein Empfinden ist es unethisch zu wollen, dass solche Fotos nicht gezeigt werden. Welcher Meinung man sich anschließt, darüber entscheiden tum einen die jeweiligen Argumente, aber auch das eigene Empfinden.

            Davon abgesehen legst du mir so: „Du meinst also der Vater findet es toll und sinnvoll, das Bild seines Jungen in xx Fotomontagen zu sehen?“ Wirte in den Mund, von denen jeiner gesprochen hat. Zumal das zwei verschiedene Sachverhalte sind. Ob ein solches Foto in Zeitungen veröffentlicht werden sollte. Oder ob irgendwelche Leute daraus Fotomontagen basteln.

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        2. Eine vernünftige Menge an Bildern von toten Kindern? Realistischen Krieg zeigen? Wir haben in der Schule Filme ber Konzentrationslager gesehen, wo tote Menschen mit Bulldozern zu Bergen aufgehäuft wurden, um dann mit LKWs abtransportiert zu werden. Ich habe das Buch der Anne Frank gelesen, Ich habe den Irak Krieg, Vietnam, und Konflikte in Afrika gesehen, wieder mit tausenden Toten. Jetzt soll zur Feststellung der Ernsthaftigkeit ein kleines totes Kind herhalten, damit ein paar gefühllose Seelenkrüppel eventuell Krieg, Vertreibung, Flucht und Tod als schlimm genug empfinden, um helfen zu wollen, oder zumindest gegen Krieg zu sein? Gehen wir doch demnächst in die Krebsstationen für sterbende Kinder, um allen Bürgern zu zeigen, wie grausam solche Orte sind, wie zermürbt die Eltern sind, weil sie ihren Kinder jahrelang beim Sterben zusehen müssen. Ich habe diese Kinder gesehen, manchmal Tage, manchmal Monate, und dann nicht mehr. Bin ich dadurch ein besserer Mensch geworden? Hab ich jetzt mehr Herz? Müsst ihr die Bilder sehen um helfen zu wollen? Ich jedenfalls brauche das nicht als Motivationshilfe, und ich kann auch auf Menschen verzichten, die es als Gewissensschubs brauchen um ihr Hirn und Herz einzuschalten. Es gibt keine passende Dosis Tod oder Würde. Jeder sollte sein Gewissen prüfen und dann etwas tun, oder eben nicht, aber niemand sollte verlangen, dass Bilder von toten kleinen Kindern im TV laufen nur um den eigenen Hintern bewegen zu können. Ich will hier gar nicht ausdrücken wie abscheulich ich den Gedanken finde, Menschen mit solchen Bildern aktivieren zu wollen. Das ist für mich die Abkehr von der Zivilisation.

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  6. Ich denke, es braucht in „vernünftiger“ Menge solche Bilder. Damit die Leute erfahren, was Krieg ist. Es gibt nämlich tausende Kriegsbilder, die zeigen zwar im Hintergrund beschädigte Häuser ( ist sicher auch schlimm, wenn man richtig hinschaut) aber im Vordergrund auf Panzern feiernde Soldaten, kleternde Kinder, zujubelnde Menschen. Und das ist nicht Krieg, wird nur so dargestellt.
    Krieg aber ist Leid, Elend, Not, Qual von Menschen an Menschen, Zerstörung von hoffnungsvollem Leben, qualvollem und zugleich sinnlosem Tod (die Soldaten auf dem Schlachtfeld sind in der Regel jung, sehr jung), die Zivilopfer jeden Alters.
    Daher finde ich es gut, dass die Wirklichkeit des Krieges auch gezeigt wird.
    Das wird keine Nazis bekehren, aber die einigermassen menschlich denkenden vielleicht doch motivieren, etwas gegen dieses Lriden zu unternehmen. Und wenn es nur wäre, bei der nächsten Möglichkeit gegen Waffenexport zu sein, selbst wenn es seinen Arbeitsplatz betrifft.
    Ich selber habe in der RS viele Vietnamfilme gesehen, war auch in der privilegierten Lage nicht nur US Propagandafilme zu sehen.
    Das hat mich intensiv zu Protest gegen diesen Krieg motiviert. Und solche gab es wohl weltweit Millionen und die haben sicher nicht den Krieg beendet, aber zu dessen Ende mitgeholfen.

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    1. Wir sahen entkräftete Eltern mit Säuglingen, hörten von xxx Toten in Lastwagen, auf Schiffen, etc. Es gab schon etliche Kinderleichen und andere Leichen… Wieviele noch? Und all die Fotomontagen nun, in denen die Leiche an x-beliebige Orte montiert wird.. Das ist nötig? Das soll was bringen? Zählt die Würde des kleinen Jungen gar nichts mehr?

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      1. Doch doch, die Würde zählt. Sehr sogar. Aber das ist eben der Krieg, der nimmt den Betroffenen jede Würde und der hört erst auf, wenn es solche Bilder nicht mehr gibt. Nicht, weil sie nicht mehr gezeigt werden, sonder weil es sie tatsächlich nicht mehr zu fotografieren und zu verbreiten gibt. Und wenn dann Fotomontagen von der Gesellschaft geächtet, nicht beachtet werden. Weil es eben „nur“ propagandistische Montagen sind.
        Es muss einfach aufhören, dass wir von Scharmützeln, Gefechten, Kämpfen ( was auch immer das sind, im Sport redet man auch von Kämpfen ) so nebenbei etwas Kenntnis nimmt und sich fragt, wer wohl gewonnen hat. Nein, man muss endlich klar und deutlich zu Kenntnis nehmen, dass Krieg etwas Furchtbares ist und ihn mit allen nichtkriegerischen Mittel verhindern. Man muss aufhören, mit Kriegsherren „diplomatisch korrekt“ zu sprechen, sondern Klartext reden. Man muss deren Vermögen, womit sie unschuldige Jugendliche als Soldaten rekrutieren etc. beschlagnahmen, sie ächten und nicht mehr auf Staatspräsidenten Parties dulden etc. und das wird nur geschehen, wenn der Schrecken des Krieges das Computerspiel verlässt und sein wahres Gesicht zeigt. Und es ist ein schreckliches Gesicht, das tote Kinder ebenso enthält wie alle andern Toten, Gefolterten und Flüchtenden auch.
        Kann ja sein, dass wir nun nach dem Irakkrieg, Afghanistan, Ex Jugoslawien, Sudan und und und endlich die Augen öffnen und etwas davon in die Herzen lassen.
        Und vielleicht nicht ans nächste Rohstoffgeschäft denken für das man eben solche Ykollateralschäden der Wirtschaft, dem Komfort, dem Luxus geschuldet in Kauf nimmt. Ja, die Vernetzung des Grauens geht viel viel weiter und tiefer als ein Foto rines ertrunkenen Kindes. Und wenn diese Vernetzungen endlich verbreitet klar werden, dann hat das Bild nicht Würde verneint, unterschlagen, geraubt, sondern etwas zu einer friedlicheren Zukunft beigetragen. Hoffen und beten wir, es komme so. Irgendwann vielleicht hslt erst nach uns, aber es komme.

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        1. Es wird ein Strohfeuer bleiben, wie bei allen anderen grausamen Bildern auch, und es wird weder Kriegsherren von Partys fernhalten, noch Rüstungsexporte verringern oder gar beenden, es wird nur dieses tote Kind als Randnotiz der Geschichte übrig bleiben, mehr nicht – leider.

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          1. Es wird so lange diese Bilder geben bis es sie nicht mehr geben wird, sofern die Zustände dann andere sind. Und es ist gut, dass es sie gibt. Es zeigt uns Zustände, wie wir sie nie haben, nie erleben würden und nie erleben wollen. Es zeigt uns Leid, das unser Herz berührt. Manch einen wird das kalt lassen. Doch es berührt und das ist Bewegung. Wenn jemand beginnt sich mit dem Thema auseinander zu setzen und zu helfen, aktiv etwas zu tun, dann haben diese Bilder etwas bewirkt.
            Man kann sich nun der Resignatiin ergeben und sagen das bringt doch alles nichts, es bewirke nichts usw. Der einfache Weg eben. Doch sich hier zu fragen wie viele Bilder toter Menschen noch gezeigt werden sollen, denn man möchte das nicht sehen, ist ein zweischneidiges Schwert. Denn diese Menschen erleben das jeden Tag. Und die können sich nicht aussuchen wie viele von ihnen noch sterben werden oder wie viele grausame Dinge sie noch sehen und ertragen müssen.
            Wenn einem die Bilder zu viel sind, weil sie einen emotional berühren und man das nicht mehr erträgt, dann muss man sich nicht zwingen sie anzusehen. Aber generell zu fordern es sollen weniger solcher Bilder veröffentlicht werden, halte ich schlicht für falsch. Denn das bedeutet Zensur. Und dass man uns hierzulande nicht das volle Ausmaß der Geschehnisse zeigen soll. (Also nur eine ausgewählte und wohl überlegte Version der Realität.)

            Das Thema hier ist mit Tierschutz ziemlich gut vergleichbar. Jeder hat mal was von Tiertransporten oder von Massentierhaltung gehört, vielleicht auch mal beiläufig eine Reportage gesehen. Doch so wirklich beachtet haben das Thema nur die wenigsten.
            Da kann man den Leuten erzählen wie grausam das ist, man kann es auch logisch begründen, von Umweltschäden, Ressourcenverschwendung und Menschenleid in Folge unseres Fleischkonsums berichten und so gut wie jeder stimmt zu, dass es falsch ist das weiter zu unterstützen. Doch was machen die Menschen? Reichen die Worte, die Argumente? Leider nein. Habe ich es nicht vor Augen, werden all die Worte schnell vergessen und es geht weiter wie bisher.
            Auch hier: niemand möchte gequälte Tiere sehen, niemand möchte sehen wie sie geschlachtet werden, aber es ist nun mal die Realität. Und diese wird es so lange geben, so lange wir so weiter machen wie bisher.
            Und dasselbe betrifft die Bilder über den Krieg.

            Da sagen die Menschen auch gerne mal sie wollen solche Bilder nicht sehen oder überhaupt sie wollen von dem Thema nichts wissen. Und wieso? Meist aus Selbstschutz. Denn es ist unangenehm.
            Doch was bewirkt das? Nichts. Sich mit dem Thema zu beschäftigen, ein Auge auf die Realität zu werfen, das bringt was, weil die Menschen dann beginnen zu handeln.

            Gerade deshalb ist es gut, dass es solche Bilder gibt. Und sich darüber zu beschweren es sollten weniger gezeigt werden ist meiner Ansicht nach auch ein wenig luxusverwöhnt. Denn diese Menschen, die dort tagtägöich leiden, haben diese Wahl nicht, während wir hier ein Dach über dem Kopf haben und solche Bilder nur als entfernte Realität kennen.
            Von daher sollte man sich mehr Gedanken machen was man tun kann um zu helfen, statt über die moralische Richtigkeit etwaiger Bilder zu sinnieren. Denn das wäre bei Weitem sinnvoller.

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          2. Vielleicht gibt es Menschen, die beides tun? Zudem sind nicht nur Bilder wichtig, auch Gedanken können (und dollen) zum Handeln anregen, indem sie eben auf Dinge hinweisen, dabei normativ wirken. Ständig Ignoranz zu unterstellen macht die Welt nicht besser und das Argument nicht wahrer, da es zu undifferenziert ist, nur schnell zur Hand.

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      2. Gewiss können Worte zum Nachdenken anregen. Das hat niemand bestritten. Doch das setzt zuhören und anschließendes Nachdenken voraus.
        Hier wurde jetzt auch schon öfter beschrieben, dass die Bilder dazu geführt haben sich der Umstände wirklich bewusst zu werden.
        Der Mensch beginnt oftmals leider erst dann zu handeln, wenn ein Thema für ihn eichtig wird. Meist wenn es ihn beginnt selbst zu betreffen.
        Auf meine Analogie bist du auch nicht eingegangen. Hörst du also zu? Bewirken meine Worte, dass du über diesen Aspekt nachzudenken beginnst?

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        1. Ich habe dich gelesen, ja, möchte hier nun aber an der Stelle nicht auch noch über Tierschutz und die Bedingungen von Tieren schreiben, da ich denke, dass das Thema hier wichtig genug ist, es für sich gesondert zu behandelt (wie auch der Tierschutz für sich selber wichtig genug ist, ihn für sich zu behandeln). Ich sehe wenig Sinn darin, Themen zu vermischen, da man dann oft keinem von beiden gerecht werden kann.

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          1. Da stimme ich dir zu. Beides sollte für sich betrachtet werden um sich wirklich darauf einzulassen. Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch Analogien getroffen werden dürfen. Vor allem wenn diese dieselbe Situation umschreiben und somit faktisch identisch sind.
            Und hierbei bezog sich die Sache nun einmal darauf ob Worte allein reichen. Ob meine Worte dich zukünftig dazu bewegen dich mit dem Thema zu beschäftigen? Oder ob du es dir anhörst, dann aber nicht weiter darüber nachdenkst?

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          2. Du gehst davon aus, dass ich mich damit noch nie befasst habe. Woher nimmst du das? Das nur als Frage an dich, ich erwarte keine Antwort und denke, diese Diskussion hier zu beenden.

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          3. Wenn du dich bereits damit beschäftigt hast, könntest du das hier einfach erwähnen. Das ist jedoch kein Grund ein Gespräch zu beenden, zumal du damit meiner Frage aus dem Weg gehst.
            Nichts desto trotz müssen wir nicht weiter diskutieren, wenn du nicht möchtest.

            Einen schönen Tag noch.
            Lg

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          4. Ich halte wenig von Endlospingpong, zumal wir ja beide unsere Standpunkte klargemacht haben.

            Auch dir einen schönen Tag und liebe Grüsse

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