Schweigen ist Silber – Gold ist überbewertet

Ich habe etwas gelesen. Das kommt ja nicht so selten vor bei mir, dieses Mal war das Lesen schwierig (ok, auch das ist nicht so selten, ich bin wohl etwas heikel). Das Schwierige lag dieses Mal daran, dass ich immer Paroli bieten wollte (das ist übrigens auch das Hauptübel, wenn ich an Lesungen, Diskussionen, ähnlich Dozierendem bin). Zu jedem Satz hatte ich was zu sagen, zu allem ein Gegenwort. Lesen mit Gegenworten im Kopf ist schwierig, da die eigenen Worte ziemlich laut im Kopf rumoren, während die Augen über die Buchstaben fliegen.

Worum es ging? Was ein Mann denkt, wenn er schweigt. Die Welt hat es schwarz auf weiss publiziert.

Schon nach kurzem rief alles in mir: NEIN. Ich wäre froh um einen Mann, der nicht fragt, wie meine Arbeit war. Arbeit irgendwo da draussen in der Welt ist schon anstrengend genug: All die Menschen, all der Lärm. Der Weg dahin unter Menschen, all die Gedanken zu den Menschen, die durch meinen Kopf schwirren. Wenn ich dann – wieder mit Bus und mit vielen Menschen und vielen Gedanken – heim komme, will ich nur eines: RUHE. Ich mag nicht erzählen, mag keine Inquisition über alltägliche Arbeit – die mir notabene Spass macht, die beste aller Arbeiten überhaupt ist, keine Frage – und doch kein Paradies, da ja all das oben Beschriebene mit hineinspielt – und nun habe ich den Überblick über Bindestriche und Klammern und Einschübe verloren und wenn ich ihn nicht verloren hätte, würde ich es nicht zugeben, da ich mich dann als Thomas-Mann-Leser und Sprach-Enthusiasten outen würde, weshalb ich einfach mal – ))-,,, anfüge und weiter gehe…

Tage sind ja meist eher alltäglich. Zumindest meine. Und ich muss gestehen, dass ich froh drum bin, da das Leben – zumindest meines – genug Neues bereit hält, und ich das restliche Neue gerne selber bestimme. Und: Ich erzähle davon, wenn es erzählenswert ist, ich muss nicht ausgefragt werden.

Aber ich las weiter. Nicht lange, schon stiess ich auf das nächste Widerworte Provozierende: „Ganz der Vater“ war es überschrieben. Mein Papa erzählt immer, dass er ungern spricht, darum im Militär immer der Erste war, der telefonieren durfte, weil alle wussten: Er hält sich kurz. Nur: Immer, wenn ich zu Besuch bin, denke ich so innerlich, wie schön ruhig es zu Hause ist, da Papa erzählt und erzählt und erzählt – unter anderem jedes Mal die Geschichte vom Militär.

Ich lese nun nicht mehr weiter, da ich weiss, ich käme nicht weit, schon würde sich wieder ein „Aber“ regen. Und ich möchte heute keinen Roman mehr schreiben, denn eigentlich hatte ich ja beschlossen, überhaupt keinen mehr schreiben zu wollen, da ich schlicht nicht zum Romanschreiben geschaffen bin, sondern lieber mal kurz in die Welt rufe, was mir so durch den Kopf geht. Und das habe ich hiermit getan.

Nur: Durch den Kopf geht mir nun die Frage, ob ich nicht im Innersten eigentlich ein schweigsamer Mann sei… irgendwie finde ich mich darin wieder…

2 Kommentare zu „Schweigen ist Silber – Gold ist überbewertet

  1. Tja, ich weiss schon, warum ich Zeitungen wie die WELT nicht lese: laut ZDF-„Anstalt“ neulich: die „BILD-Zeitung“ für Vermieter“ 😉 … der „Spiegel“ ist ja schon länger die BILD-Zeitung für „Intelektülle“ … alles nur noch BILD-Zeitungsniveau in DE …. Nicht mal online und gratis. Geistiger Dünnpfiff und gequirlte „Shice“ allerorten – und nur wenn man sehr viel Glück hat, nicht auch noch reaktionär, auf jeden Fall aber spiessig.

    (Und bevor jemand hier versucht, die FAZ hoch zu halten: Immer, wenn man mir einen Artikel aus dem dortigen doch so tollen Fülletong empfiehlt, muss ich feststellen, dass dessen Autoren (auch) von Kenntnissen weitgehend unbelastet sind. Spätestens seit dem Windbeutel Schirrmacher – meinetwegen: Friede seiner Asche! –, aber eigentlich auch schon früher, so ab den 90ern? – Aber wie sagt Arnulf Rating in eben selbiger „Anstalt“ so schön: Er kaufe die immer aus Solidarität, denn die Jungen lesen die ja nicht mehr, weil sie die [Fraktur-] Schrift nicht entziffern könnten. … Tja, irgendwie bekommt man Wahrheit und Klarheit in DE nur noch aus dem politischen Kabarett, dass dank der unseligen Zustände blüht. Das letzte mal, dass ich sowas erlebt hab, war in den 1980er Jahren in der DDR … )

    Und: Wer sich wie der (auch noch anonyme, naja, er schämt sich wohl selbst?) Verfasser in einem Burger-(!)-„Restaurant“ zum „Essen“ (!!) mit Freunden trifft, in dem eine Punkband (!!!…?) spielt … (WTF?!)… und als Aufmacher so ein „ungekünsteltes“ Foto wählt, auf dessen „Gedanken“ würde ich keinen Wert legen. Jetzt hab ich den Artikel wegen Deiner Gedanken doch gelesen und bereue schon die Lebenszeitverschwendung. Null Inhalt. Ausgerechnet so ein Mode-(Pseudo)-Guru wird als Paartherapeut zitiert? Menschen ändern sich im Laufe ihres Lebens – sogar im Laufe einer Partnerschaft? Wow!! Welch eine Erkenntnis!!

    (Hatte ich erwähnt, dass dieses Foto mich als Norddeutschenn ganz persönlich beleidigt, weil es als passenden Bilderschmuck für dieses deutsche (?) „Mittelschicht-Ambiente“ ausgerechnet eines Küstenlandschaft wählt, die verdammt nach meiner Heimat aussieht bzw. der Gegend, wo ich mich im Alter niederlassen möchte? Dabei würden dort diese Gestalten auf der Couch samt dem Autor doch nur rumheulen, dass es meistens kalt, neblig und nass ist, diese Weicheier …! Jawoll!! 😉

    Aber ’schön‘, wenn man als „Schurnalist“ in Deutschland bei 25% Armut, Kriegsvorbereitungen und „Lügenpresse“ allerorten usw. usf. keine Probleme sonst ausser „Lifestyle“ hat.
    Nein, eigentlich nicht schön. Deshalb rufe ich dem Verfasser zu:“Geh zum Teufel, Du Bauchnabelphilosoph, sprich meinetwegen mit Deiner Partnerin, anstatt ihr öffentlich – extrem – komische ‚Liebesbriefe‘ zu schreiben – und: Lass uns in Ruhe, mit Deinen ‚Seelenqualen‘! Hoffentlich findest Du jemanden, der es wagt, Dir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen: Geh sterben! Die Welt braucht Leute wie Dich nicht (die WELT vielleicht schon … aber das ist keine Existenzberechtigung!), im Gegenteil: Du verbrauchst nur unnötig Ressourcen und hältst andere davon ab, ein sinnvolles Leben führen zu können und zu führen, indem Du für statt gegen den Springer-Konzern arbeitest.“

    So!

    PS: …und komme mir keiner damit, ich sei doch nur so sauer auf den Typen wegen des Bildes!!
    😉

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