Das Leid der Welt

Wir sind vernetzt. Wir sehen das Leid der ganzen Welt. Sehen Elefantenbabies sterben bei der Geburt, sehen Menschen, die geköpft werden am anderen Ende der Welt. Wir hören von Menschen, die irgendwo sterben, an einem Ort, von dem wir noch nie gehört haben, den wir erst auf dem Globus suchen müssen. Und wir sind betroffen. Weinen. Wir möchten das nicht sehen, hören aber, wir dürfen nicht wegschauen. Wer wegschaut, ist feige. Der verschliesst seine Augen vor dem Leid der Welt. Ist ignorant. Fast schon arrogant.

So lesen wir Zeitungen, stöbern im Internet, schauen auf Facebook das Leid der Menschen an, wünschen uns eigentlich unbekannten Leuten alles Gute zum Geburtstag und kondolieren ebensolchen beim Tod ihrer Katze.

Wie heisst eigentlich die Katze der Nachbarin? Oder hat sie einen Hund? Oder einen Vogel? Im Käfig? Keine Ahnung. Dafür reicht die Zeit nicht. Vom Interesse ganz zu schweigen. Wir müssen uns mit dem Leid der ganzen Welt beschäftigen. Man muss schliesslich Anteil nehmen. Darf nicht ignorant sein und schon gar nicht arrogant scheinen.

4 Kommentare zu „Das Leid der Welt

  1. Der Hund zu unserer Linken heißt Anton, und ist ein leicht verzogener Retriever Mischling und zu unserer Rechten bewacht die aufmerksame Amanda ihr Haus. Dann gibt es noch einen Berner Sennenhund der auch Anton heißt und immer alleine Gassi geht, um sich in der Mittagszeit von den Schulkindern seine Streicheleinheiten zu holen. Nicht zu vergessen die schwarze französische Bulldoge Lilly, die nur im Winter aktiv ist und sich im Sommer gerne den Berg in Zeitlupe hinaufziehen lässt. Und dann sind da noch die Katzen der Nachbarschaft, die sich gerne bei uns auf den Rost des Kellerfensters legen, weil da die warme Luft des Heinzungsraumes ausströmt, aber sie haben anscheinend einen Belegungsplan, den ich nicht kenne, und der Revierstreitigkeiten verhindert 😉

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  2. Was für ein bedenkenswerter Gedanke! Wir beruhigen unser Gewissen mit der Anteilnahme für alles und alle und sind darüber höchst zufrieden und sehen manchmal nicht den Nächsten und seine kleinen oder größeren Nöte.

    Danke für den guten Beitrag und herzliche Grüße,
    Marlis

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  3. Ich erinnere mich, in einer psychologischen Abhandlung gelesen zu haben, daß jedes Land einen verschieden großen Schmerzkörper, der aus all dem geschehenen Leid der vergangenen Jahrhunderte besteht, besitzt und daß jeder, der in diesem Land geboren ist, daran unbewusst (in irgendeiner Form) leidet und es tragen muß. So wie altes Leid der eigenen Familie aus den letzten Generationen in einem wirksam sein kann. (Man erfährt ja letzteres etwa in Aufstellungen sehr eindrücklich).
    Dieser genannte Gedanke ist alt, aber vermutlich richtig, immer noch.

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