Wer lesen kann…

Ich komme zum Schluss, dass Ricardo-Käufer nicht lesen können. Wieso? Das ist das Ergebnis einer langen Feldforschung. Zuerst stellte ich meine Dinge ein und klickte die Option an, dass sie vom Käufer abgeholt werden müssen. Das führte zu Käufen, nach denen dann die Frage kam, wie ich die Sache nun zu schicken gedenke. Mein Hinweis, das wäre zur Abholung wurde meist mit einem Gejammer kommentiert, wie umständlich das wäre und dass dies gar nicht ginge.

Ich ging dazu über, nicht nur den Haken zu setzen, sondern im Beschreibtext explizit zu schreiben: Muss abgeholt werden! (Mit Ausrufezeichen!) Oft wurde dann nachgefragt, ob ich es nicht vielleicht doch schicken könnte. Das würde grundsätzlich darauf schliessen lassen, dass man lesen kann, allerdings scheint die Aussage des Gelesenen nicht wirklich klar angekommen zu sein. Anders kann ich mir die Frage nicht erklären, wenn in einem Inserat sogar doppelt steht, dass es abgeholt werden muss.

Kürzlich stellte ich wieder einen Artikel bei Ricardo rein, ein Regal. Ich schrieb extra im Begleittext, dass das Regal demontiert werden müsse. Das gute Stück wurde ersteigert, der glückliche Käufer rief auch sogleich an und fragte, wann er es denn abholen könne. Ich bemerkte, dass das Teil relativ gross sei und ich nicht wisse, ob er es alleine schaffe, zumal er es auch noch demontieren müsse. Schweigen am anderen Ende, dann: „Das Regal ist noch nicht demontiert?“

11 Kommentare zu „Wer lesen kann…

  1. Das ist doch relativ normal!
    An meinem Postkasten steht in Din A4: Werbung und das richtig fett durchgestrichen. („Keine Werbung“ schrieb ich einst, aber ich vermutete, daß nur „Werbung“ gelesen wurde)
    Das scheint niemand zu kümmern. Ich rief deswegen auch mal an. Das half nur kurz.
    Wenn ich zufällig zuhause bin, wenn einer der Youngster mit seinem Köfferchen voll Werbung daherkommt, wissen die plötzlich ganz genau, daß ich das Zeug nicht will.

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  2. Leider muss ich dich enttäuschen, denn es beschränkt sich nicht auf Ricardo. Seit 15 Jahre beschäftige ich mich jetzt mit Online Handel und habe alle Neuerungen mitgemacht. Das aber jemals ein Artikel ohne Zwischenfälle verkauft worden wäre, kann ich nicht bestätigen, selbst wenn dieser zuvor 100 Mal geflutscht ist, der 101 Käufer, behauptet dann Dinge, die nicht existieren. Die Maße waren nicht angegeben, oder sie waren zu versteckt (großer eingerahmter Hinweis mitten im Text) oder die Zollangabe stimme nicht, zum Beispiel bei Laptops, die ja gerne mit 11 Zoll Netbook angegeben werden, sich hierbei allerdings nur auf den diagonal sichtbaren Bildschirm beziehen, und nicht auf die absoluten Abmessungen usw. Fakt ist, dass die Käufer nicht gerne lesen, sondern alles in der Bezugszeile stehen haben möchten (ist technisch nicht umsetzbar), sie scrollen auch keine Texte, oder beschäftigen sich mit Geschäftsbedingungen, alles Quatsch, denn der Verkäufer soll dafür sorgen, dass die richtige Schuh-, Kleider- oder Taschengröße bei ihnen ankommt, und wenn nicht, möchten sie gerne das Porto erstattet haben. Also gräme dich nicht, denn du könntest davon leben müssen, und würdest dann anfangen Bücher zu schreiben, um nur ab und zu einen Charakter sterben zu lassen, weil du keine Zeit hast psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen 😉 Es ist im Übrigen keine Frage der sozialen Schicht, denn meine Favoriten haben gerne ein Diplom, oder sind Arzt – Viel Spaß also beim nächten Verkauf 🙂

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    1. Das gibt es ja auch noch dazu bei geschäftlichen Mails. Weil ja die meisten Leute, mit denen man beruflich zu tun hat, nur schwer telefonisch zu erreichen sind (Konferenzen/ausser Haus/im Gespräch ect) und man auch irgendwelche Angaben übermitteln möchte, auch um sich später daran erinnern und festhalten zu können, was man „wollte“, bemüht man das Mailformat.
      Da ist man tatsächlich angewiesen, daß die Mail sorgfältig gelesen wird. Abgesehen davon, daß man selbst reichlich unklar schreiben kann, ist selbst bei genauer Ausdrucksweise ein Lese-Erfolg nicht garantiert!
      Und wieso gibt es reichlich Bücher zum Thema „Richtige Kommunikation“? Weil selbst beim Zueinanderreden one to one oft die Message nicht verstanden wird.
      Es ist schon eine Last mit der Sprache!

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  3. Wer kann bzw. will denn heute schon mehr als eine SMS lesen? Und dann auch noch verstehen? Oder über etwas gelesenes nachdenken? Man vergleiche z.B. die online Kommentare in den Kommentarfunktionen eines TA, Ich habe selten das Gefühl, der Kommentarschreiber habe den Artikel gelesen, den er da kommentiert. Bei Frauen oder solchen, die sich als Frau ausgeben hat es eher noch solche darunter. Ist das, weil die weniger am Stammtisch sondern von zu Hause aus politisieren?

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  4. Doch, doch die Leute können schon auch lesen. Also ich mache das vielfach auch, dass ich als Käufer noch einmal genau nachfrage, ob der Artikel ev. auch per Post oder Spedition geliefert werden kann. Weil von Basel möchte ich nicht unbedingt ins Bündnerland fahren und ev. ist der Verkäufer ja doch noch ein bisschen flexibler, als es den Anschein hat. 🙂

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    1. Flexibilität ist das eine, aber: Wenn zweifach da steht, dass das Ganze abzuholen sei, dann kann man doch wohl glauben, dass der Einsteller dafür Gründe hat?? Ich habe leider zu oft schlechte Erfahrungen gemacht, ich verschicke höchst ungern. Ok, ich habe auch sonst schon einiges erlebt – das liegt wohl an Ricardo 😀

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  5. Einer meiner Kollegen hat 9 erwachsene Personen, 6 davon gute Kaderposition, hoch gebildet, top qualifiziert und drei Hausfrauen zu einer Reise eingeladen. Per Doodle, der Termin war innert 1 Std klar und fixiert. Dann hat er ein wunderbares A4 Reiseprogramm erstellt. Mit allen nötigen Angaben, farbig, fett, unterstrichen etc.
    Keine Hausfrau hat ihn scheinbar angerufen, alle waren zeitlich am Einsteigeort etc.
    4 oder 5 ( ich bin nicht mehr sicher, 4 oder 5 ) haben ihn angerufen und gefragt, wann ist die Reise? zu welcher Zeit müssen wir wo sein? Wo geht es nun hin? Wann sind wir zurück? Muss man den Reisepass oder die ID mitnehmen? Fährt ein Bus oder gehen wir mit PW?
    Mein Kollege glaubt noch heute, ihn lause ein Affe. Vor allem, wenn er dran denkt, wer zu faul war das Reiseprogramm zu lesen und statt dessen telefonierte.
    Ich sage immer, warum gebt Ihr Euch mit Einladungen, Beschreibungen so Mühe, es liest es so oder so niemand.
    Es lebe das Handwerk, das etwas reelles herstellt. Schade, habe ich meinem Bedürfnis, Zimmermann zu lernen nicht nachgegeben, sondern wurde Büroochse, der früher Akten für Archive tief unter dem Boden, heute Dokumente für in Kürze funktionsunfähige Festplatten erstellt, die auch niemanden interessieren, wenn sie nicht grad hoch kriminell sind und zufällig als das entdeckt werden.

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  6. Meine Freundin hat gestern 3 Absagen zu ihrem heutigen Töpferkurs ( 9 TN) erhalten. „Ich bin ja nicht nochmal benachrichtigt worden, daß er stattfindet. Also habe ich mir was anderes vorgenommen“.
    Der Privatkurs wird aber seit jeh nicht nochmal benachrichtigt. Wer sich in die Teilnehmerliste eingetragen hat, hat seine Zusage ja erteilt.
    Nun findet er in Minderzahl statt. Andere, die auch teilnehmen wollten, können nun nicht mehr eingeladen werden.

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    1. Solche Dinge sind höchst ärgerlich, kenne ich selber und von Leuten, die Kurse geben. Dass deine Freundin Absagen erhalten hat, ist aber noch positiv, oft bleiben angemeldete Teilnehmer kommentarlos weg.

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