Kinderfreie Zonen – ein Aufschrei

 Es gibt Restaurants, in denen Kinder (vor allem in sie beinhaltenden Wagen) nicht geduldet sind. Auch andere Lokalitäten bestehen darauf, kinderfrei zu bleiben. Ein Aufschrei macht die Runde, wie man nur so kinderfeindlich sein könne und Kinder einfach ausschliessen, quasi verbannen.

Kinder müssen heute immer und überall gestillt werden dürfen, schlussendlich sei das Natur pur und zu dulden. Kinder gehören dazu, sei es in der Spätvorstellung im Kino oder im Wellnesspool im Hotel. Wir lieben unsere Kinder, also sollen auch alle anderen sie lieben – und dulden. Sie rennen im Restaurant zwischen den Tischen umher, ziehen an Tischtüchern, streifen die anderen Gäste mit Ketchup-Händen. Ist doch toll. Das muss man verstehen, sie sind lebendig, sie müssen sich bewegen, das ist kindgerecht. Ein Kind, das nur still am Tisch sässe, wäre ein unterdrücktes, ein verschüchtertes, eines ohne Selbstbewusstsein und vor allem ein phlegmatisches mit absolut übergriffigen, weil dominanten Eltern. Und wer tobende Kinder nicht gutheisst, ist ein Kinderhasser, ein intoleranter Mensch.

 Müssen Kinder wirklich immer dabei sein? Muss ich beim Essen mitansehen, wie eine Mutter am Nebentisch ihr Neugeborenes stillt, und der Vater drei Tische weiter seinen Sohn auf der Bank wickelt? Heisst, Kinder zu haben, fortan keinen Schritt mehr ohne machen zu können, wollen oder dürfen?

 Ich finde das Kinderverbot an manchen Orten nicht gar so schlimm. Es darf doch durchaus kinderfreie Zonen geben, zumal sich Kinder in eher erwachsenen Bereichen eh nicht wirklich wohl fühlen oder aber sich so aufführen aus Langeweile, dass sich Erwachsene (ohne Kinder und oft sogar solche mit) nicht mehr wohl fühlen. Wieso der Anspruch, Kinder müssten immer und überall dabei sein? Wieso der Anspruch, jeder müsse die eigenen Kinder genauso süss finden wie man selber, wenn sie grad Ketchup über alles Werfen und das Ganze dann unter Geschrei nicht mehr essen wollen (wobei man just in dem Moment auch eher Mühe hat und das Süsse ganz weit hinten steht bei der Beurteilung des eigenen Nachwuchses)?

 Ich mag kinderfreie Zeit, ganz ehrlich, und wenn ich denn schon mein Kind gut betreut (und kindergerecht, wie es ihm Spass macht, versorgt habe), dann will ich nicht von anderen gestört werden in meinem Entspannen. Macht mich das zur Rabenmutter oder gar zur Kinderhasserin? Ich denke eher, es macht mich zu einem entspannteren Menschen, der nach der Ruhe auch wieder genug Nerven für den Alltag mit allen seinen Anforderungen hat. Das kommt schlussendlich auch dem Kind zugute. Wohl mehr, als wenn es in einem Fresstempel Stunden hätte ruhig sitzen müssen, nur um dabei gewesen zu sein.

14 Kommentare zu „Kinderfreie Zonen – ein Aufschrei

    1. Ich habe zum Glück das Quotenkind, ich durfte es schreiben…ist allerdings nur eines und wie ich mal hörte, ist eines quasi keines… aber mehr wird das nicht mehr. Das muss reichen.

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  1. Wir waren zu fünft. Und wir waren nicht immer und überall dabei. Und doch haben wir viel mit unseren Eltern und einander erlebt, früh viel kennengelernt, neugierig geblieben. Und wir sind groß und vielseitig geworden. Und vor allem die Mutter hatte selten genug eine kinderfreie Zeit, die immer auch eine konkurrenzfreie Zeit war. Denn überall, wo mehrere Eltern mit ihren Kindern sind, entbrennt und entbrannte immer ein heftiger Konkurrenzkampf, z. B. über die Frage, wie groß, wie gut entwickelt usw die oft nicht ganz so lieben Kleinen sind.

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    1. Ich war als Kind auch meist dabei, wir haben aber auch meist kinderfreundliches Programm gemacht und ich musste mich benehmen – der Situation angepasst. Im Restaurant rumerennen gab es nicht, ich durfte aber immer auf den Spielplatz. Im Bus hiess es ruhig sitzen – oder wir stiegen aus und liefen heim (einmal gemacht, danach sass ich ruhig)… ich denke halt, nicht jeder muss Kinder in all ihrer Lautheit und Bewegungsfreude gut heissen. Da, wo es für sie eingerichtet ist, soll keiner sich ein Wort erlauben dürfen, in anderen Zonen müssen auch sie Regeln kennen lernen. ALtersgerecht. Ein Baby schreit, wenn es schreit, sich darüber aufzuregen ist Unsinn….

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      1. Selbstverständlich durften auch wir uns in der Öffentlichkeit nicht benehmen wie die letzten Menschen. Und ich finde das auch richtig und wichtig. Auch beim Benehmen gilt wohl: „Von nichts kommt eben nichts!“

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  2. Ich darf das zwar auch nicht „liken“, schließlich habe ich kein Kind, aber ich tue es mal trotzdem. Genauso, wie Erwachsene nicht überall gern gesehen sind, so darf es eben bei Kindern auch sein. Stell sich mal einer vor, eine 50jährige schmeißt sich in ein Bälleparadies zwischen all die Kinder…

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  3. Schwierig, wenn man keine Kinderbetreuung hat. Muss ich dann jahrelang daheim bleiben? Was mache ich im Urlaub, wenn ich nicht ins Restaurant darf? Natürlich sollte man die Kinder beschäftigen, damit sie die anderen Gäste nicht nerven.
    Vom Stillen bekommen die Leute am Nachbartisch kaum etwas mit, wenn man das Baby unter den Pulli schiebt … Wickeln sollte man natürlich in der Toilette und nicht im Gastraum.

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      1. Für mich sind Kinder Menschen und als solche haben sie für mich grundsätzlich jedes Recht, sich an den selben Orten aufzuhalten, wie andere Menschen.
        Unabhängig davon legen manche Menschen in manchen Fällen Verhaltensweisen an den Tag, die wiederum andere Menschen potenziell stören können.
        Nun /könnte/ man natürlich grundsätzlich eine beliebige Kategorie andere Menschen von bestimmten Tätigkeiten ausschliessen, um selber unbelästigt diesen Tätigkeiten nachgehen zu können, oder aber man bleibt zuhause.
        Anders gefragt: Will man das Rauchen in Restaurants verbieten oder alle, die unter Umständen eventuell sich eine Zigarette anzünden könnten?
        Wenn man Kinder verbieten will mit dem Argument, dass sie eventuell „säuniggeln“ könnten – müsste man in dem Fall nicht alle Menschen ausschliessen, die ebenfalls potenziell „säuniggeln“? Also auch Greise oder feinmotorisch Behinderte?

        Ich möchte Dir natürlich nichts unterstellen, diese Fragen gehen mir einfach durch den Kopf, wenn ich Deinen Text weiterdenke.

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        1. Zumindest in der Schweiz ist das Rauchen in Restaurants verboten. Aber auch Raucher sind Menschen. Nun kann man da natürlich anbringen, dass das Rauchen der Raucher den Nichtrauchern gesundheitliche Schädigungen bringt, so dass das ein Übergriff ist.

          Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Ich sagte nie, Kinder dürften in keine Restaurants mehr. Es gibt aber Restaurantbesitzer, die Kinder in Ihren Restaurants (Wellnessoasen, etc.) nicht haben wollen, weil sie (vielleicht auch aus Erfahrung) wissen, dass Kinder dem Konzept, das sie haben, abträglich sind, und sie die Klientel, die durch das Konzept angesprochen werden soll, verschrecken. Ich sehe schlicht das Problem nicht. Müssen Kinder in JEDES Restaurant gehen dürfen müssen? Müssen sie überall dabei sein? Fortan Kinder auch im Swingerclub, in der Zigarrenlounge, im Puff, auf der Baustelle, etc.?

          Ich bin nach wie vor der Meinung, nicht jeder Ort muss für jeden Menschen zugänglich sein. Öffentliche Plätze müssen so gestaltet sein, dass jeder, der am öffentlichen Leben teilnimmt, diese auch nutzen kann. Von privaten geleitete Lokalitäten dürfen doch durchaus von den sie leitenden ihr Konzept haben und damit ihre Zielgruppe. Schlussendlich zahlt ihnen niemand den Verlust, wenn ihre zahlende Klientel ausbleibt, weil im Nobelrestaurant Kindergeschrei herrscht, in der Wellnessoase Kinder mit Bällen spielen oder im Ruhebecken Fangen spielen.

          Greise sind zum Beispiel im Spielbereich des Kinderparadieses auch nicht geduldet. Oft nicht mal Erwachsene. Ich fände die Ballbassins und Trampoline auch witzig, ich darf aber nicht rein. Bin ich nun diskriminiert durch den Betreiber? Ich denke mal nicht. Das soll ein Ort für Kinder sein, wo sie sich austoben können.

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  4. Und was ist jetzt am Stillen anstößig oder problematisch? Viel schlimmer finde ich ältere Kinder, die sich nicht benehmen können – da wundert es mich nicht, wenn die Familie aus dem Restaurant verwiesen wird.

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